Tag 4 – Montag, 07.08.23 – SUP und Slot Kalmar

Der Regen hat sich gelegt. Am Morgen gibt es sogar kurze Momente, an den die Sonne durch die noch vorherrschende Wolkendecke dringt. Obwohl es noch nicht wärmer als 20°C ist, drängt es die Kinder an den Bootssteg. Das StandUpPaddle wird das erste Mal aufgepustet und ausprobiert. Pauline und Clemens schrecken auch nicht davor zurück sowohl beabsichtigt als auch unbeabsichtigt in die aus Elternsicht eiskalte Ostsee zu springen. Papa Stefan geht die Paddelschule anders an, entledigt sich einzig seines Handys und klettert wagemutig mit seinen normalen Klamotten auf das Schwimmbrett. Der Trick, nicht runterfallen zuwollen geht auch auf und nach gefühlten zwei Seemeilen legt er zwar nicht trockenen Fußes (die sind einfach zu nah am Meer gelegen), jedoch trockener Kleidung wieder am Steg an. Währenddessen ging Clemens seinem neuen Hobby nach, dem Quallenfischen. Quallen sind dem jagdtriebigen Jungburschen eher gelegen, als die flinken Fische, die den Käscher wohl bereits kennen und ihm deshalb gerne mit großem Abstand begegnen. Anders da die Quallen, die einfach zu behäbig sind. Wäre mir persönlich aber auch unbekannt, wenn die Glibbertiere zur Gattung der Fluchttiere gehören würden. Jedes gescheite Lebewesen (außer Clemens) lässt die, sich wie Schnodder anfühlenden und geschmacksneutralen, Quallen doch normalerweise links liegen.

Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg nach Kalmar und besichtigen dort das gleichnamige Schloss. Dank Emil parken wir quasi in der ersten Reihe. Waren die Kinder zunächst von einem Schlossbesuch weniger begeistert, kehrte sich die Gegenwehr in kürzester Zeit um. Vor Ort war vor allem für die jüngere Generation einiges geboten. Über das Schlossgelände liefen Diener und Bedienstete, Gaukler und Flötenspieler, Prinz, Prinzessin und König. Man konnte sich mit dem schwarzen Ritter im Schwertkampf duellieren und Aufgaben lösen. Letzteres führte bei Erfolg zum Ritter- und Prinzessinenschlag und wurde von Prinzessin Sylvia (oder ähnlich) durchgeführt. Nebenbei erfuhr man einiges von der Schlossgeschichte, dem Leben im Mittelalter und am Hofe und das freie Nachmittage im Kerker quasi nicht vorhanden waren. Nach der Ernennung zu Prinzessin Paulill und Ritter Clemens (natürlich in Originalkostüm) ließen wir das Schloss hinter uns und gingen Richtung Stadt. Kalmar war für uns kein komplett unbekanntes Pflaster. Besuchten wir 2011 noch die Stadt nur mit Pauline, führte uns heute der Weg durch das Stadttor bereits zu fünft. Vergleichende Bilder von damals und heute liegen selbstredend vor. Der langsam einsetzende Hunger wurde vorübergehend mit einem sehr leckeren und üppigen Eis aus der Gelato Factory unterdrückt. Auf der Suche nach einem passenden Restaurant entschieden wir uns letztlich -nicht zuletzt aus Preis und Bewertungsgründen- für Köttbullar mit Pommes und Erbsen im eigenen Hause und machten uns wieder auf den Heimweg.

Tag 3 – Sonntag, 06.08.23 – Regen und Willys in Kalmar

Zu einem gelungenem Urlaub zählen neben den Tagen, die gefüllt sind mit Unternehmungen und Ausflügen auch die Tage, an denen man den Schlafanzug und das Haus nicht verlässt. Und erst recht die Tage, an denen man das Haus nicht in Schlafanzug verlässt. Genau so ein Tag war dieser Sonntag in Schweden. Das Wetter hat uns diesbezüglich aber auch vom Feinsten unterstützt, da es quasi ununterbrochen regnete. Mal mehr, mal weniger. Aber eigentlich immer. Am Nachmittag sogar so heftig in Verbindung mit strakem Wind, dass das Wasser den Weg in unser Esszimmer fand. Zum Glück befanden sich mehr Töpfe in unserem Haus, als Stellen, die tropften. Hier die Verbindung zur Familie Melcherson und deren undichtem Schreinerhaus auf Saltkrokan.

Gut… den ganzen Tag haben wir dann doch nicht im Schlafanzug verbracht. Eigentlich noch nicht einmal den Morgen. Denn: Ich habe am Morgen die, auf der Halbinsel in Revsudden befindliche, Sommerbäckerei „Sommarbaggeri“ besucht und herrlich frische Brötchen gekauft. Die Sommerbäckerei befindet sich in einer Hütte, die nicht wirklich größer als ein Gartenhaus ist. Dort drin werden die frischen Backwaren nicht nur verkauft, sondern von einem Bäcker mit seinen zwei jugendlichen Kindern (Familienverhältnis wird vermutet) vor Ort hergestellt und gebacken. Sehr schwedisch, sehr hyggelig, sehr süß. Eigentlich ein stückweit schon fast kitschig.

Vollständig angezogen fahren wir am Nachmittag auch noch in den Willys nach Kalmar und tätigen einen Großeinkauf. Wir planen die ersten Gerichte noch vor Ort. Lediglich die Köttbullar für die Köttbullar am Abend… die vergessen wir. Egal. Am Sonntagabend gibt es einen Hackfleisch-Kartoffel-Auflauf, der in der urigen Küche bei Wein und Saft in größter Gemütlichkeit verschmaust wird. Im Anschluss sitzen wir mit allen im Wohnzimmer und spielen Monopoly. Zwischendurch gleitet der Blick aller immer wieder raus auf’s Meer. Und wieder gehen die Lichter gegen neun Uhr am Abend aus und wir glücklich, satt und zufrieden ins Bett. Über uns prasselt weiterhin der Regen auf‘s Dach. Diesmal hält es aufgrund des sich legenden Windes auch dicht.

Tag 2 – Samstag, 05.08.23 – Von Malmö über Karlskrona nach Drag

Nach zehn unendlich guten Stunden Schlaf wacht die Familie am Samstagmorgen in ihrem Hotel in Malmö auf. Nach einem erneut üppigen Frühstück (das vorerst letzte dieser Reise, an dem niemand tätig werden musste) brechen wir Richtung Nordwesten auf. Die Fahrt führt uns über die E22 vorbei an Kristiansholm und Karlshamn zunächst nach Karlskrona. Die Autobahn darf man sich allerdings nicht wie die unsere vorstellen. Nicht selten fährt man auch über Streckenabschnitte die eher unseren Bundes- oder Landstraßen ähnelt. Das alles bei maximal 110 km/h ist ein wirklich entspanntes Reisen. Ca. Anderthalb Stunden vor unserem Ziel machen wir noch eine Pause in Karlskrona. Was wir im Vorfeld nicht wussten, war, dass an diesem Wochenende ein Stadtfest stattfand (Schärengartenfest/Skärgarsfesten). Ende vom Lied: Papa musste mit K1 und K3 Karussel fahren. Der anschließende Spaziergang mit Essen beim Asiaten (Reisetipp! Hier kann man mittags am günstigsten essen) beruhigte wieder Nerven und Magen. Anschließend letzter Teil der Anreise nach Drag zu unserem Häuschen am Meer. Scherzhafterweise noch von unserem Schreinerhaus auf Saltkrokan gesprochen, sollte sich ein Teil der Lindgren‘schen Geschichte am nächsten Tag noch bewahrheiten. Das Auspacken und Einräumen nahm dann trotzdem nochmal fast anderthalb Stunden in Anspruch. Da wir zwar grundsätzliches an alles inkl. Alkoholika gedacht hatten, mussten wir trotzdem vor Ort noch alle anderen Lebensmittel einkaufen, was wir am Abend noch kurzerhand erledigten. Da wir erst „kurz vor knapp“ im örtlichen und nicht allzu üppig ausgestatteten Supermarkt ankamen, fiel der Entschluss, den großen Einkauf auf den Sonntag zu verlegen und sich an diesem Samstagabend nur mit dem Nötigsten einzudecken. Im Gegensatz zu Deutschland haben wir hier nämlich auch Sonntags die Möglichkeit einkaufen zu können. Inkl. IKEA, Jysk, Lidl, Willys, ICA, etc.

Fast zeitgleich reisen auch Urs und Natalie aus der Schweiz an, die das Häuschen neben uns gemietet haben. Sie kommen mit dem Mietwagen gerade aus Richtung Stockholm und werden in der nächsten Woche weiter Richtung Göteborg reisen.

Tag 1 – Freitag, 04.08.23 – Anreise nach Malmö via Kopenhagen

Einuhrsiebenunddreißig war das letzte Bild auf unserer Überwachungskamera, welches uns zeigte. Danach befanden wir uns auf der 1150 km langen Anreise nach Drag, nördlich von Kalmar. Der erste Teil der Reise war auch der einzige, der einem gewissen Zeitdruck ausgesetzt war, da es galt die Fähre von Fehmarn nach Rödby um 08:45 zu erreichen. Die Anreise über Risikoorte wie Lüdenscheid (einmal verfahren), Hamburg (einsetzender Berufsverkehr) und weite Teile Schleswig-Holsteins (freilaufende Rinder und Torfstecher) verlief allerdings absolut reibungslos, weshalb wir bereits um 07:45 Uhr im Fährhafen auf Fehmarn ankamen. Kein Stau, kein zähfließender Verkehr, nix. Am Abend zuvor gab es noch einen kleinen Schockmoment, als wir merkten, dass Scandlines uns zwar 209 Euro vom Konto abgezogen hatte, wir aber über keinerlei Unterlagen verfügten, die uns die Überfahrt mit der Fähre nach Dänemark und weiter über die Öresundbrücke nach Schweden ermöglichten. War wohl im Trubel der letzten Wochen untergegangen. Problem konnte allerdings vor Ort mit der vorhandenen Buchungsnummer gelöst werden und so saßen wir pünktlich auf unserem Panoramaplatz an Bord und genossen das üppige Frühstücksbuffet an Bord der MS Überfahrtgelungen (oder ähnlich). Paulines Kappe, die wir wohlmöglich vor 12 Jahren hier verloren hatten, haben wir auch diesmal nicht gefunden. Weder an Bord noch an der Oberfläche der Ostsee.

Weitere anderthalb Stunden nach Ankunft in Rödbyhafen erreichten wir bereits Kopenhagen. Die Ankunft und Parkplatzsuche in Dänemarks Hauptstadt verlief ebenso stressfrei wie der bisherige Reiseverlauf. Geparkt am nördlichen Rand der Innenstadt gingen wir durchs Kastellet, Schloss Amalienborg, wo der Wachwechsel stattfand (ohne Kappelle), Nyhavn und Kongens Nytorv. Der obligatorische HotDog wurde an letzter Stelle eingenommen. Nicht gut, aber letztlich ein Must Have beim Besuch der Hauptstadt. Der Weg führte weiter Richtung Süden an der Alten Börse vorbei bis kurz vor die Tore Christianias. Eigentlich wollten Clemens und Papa Stefan noch auf die Van Frelser Kirche steigen, entschieden sich aber letztlich aufgrund der Wartezeit dagegen. Da Emil langsam Hungeranzeichen hatte, wir aber zu weit vom Auto entfernt waren, suchten wir dort einen nahegelegenen Coop auf und deckten uns mit notwendigen Nahrungsmitteln (Art Fruchtquatsch, Käsekuchen) ein und bezahlten mit den letzten Dänischen Kronen aus dem Jahr 2007. Weiter vorbei an Booten im südlichen Christianshavn fanden wir auf dem Weg zurück Richtung Innenstadt die Broens Gadekökken, eine Art dauerhaftes Foodtruckfestival. Pinkelpause und Crepes weiter ging es erneut durch Nyhavn noch an der kleinen, völlig zu Unrecht gehypten , Meerjungfrau mit Kreuzfahrttouris zurück zum Auto. Carina verfolgte am nächsten Tag unseren Stadtspaziergang via Google Earth und kam auf ca. 8km Fußweg. Bei der Fahrt raus aus der Stadt und über die Öresundbrücke mit einer faszinierenden Sicht über den Öresund machte sich langsam die Anstrengung des Tages bemerkbar. Während Clemens bereits die Fahrt für ein kleines Nickerchen nutzte, musste Vater Stefan sich schon gut zusammenreißen. Das Hotel Radisson Blu in Malmö war schnell gefunden. Die nötigsten Sachen -bereits im Vorfeld gepackt- noch aus dem Auto geholt und den Tag bei halbwegs leckerem Essen aus dem benachbarten Orient-Restaurant (Dönerbude) ausklingen lassen. Wobei ausklingen bedeutet, dass die Eltern nach zwei Dosen Carlsberg bereits um acht Uhr, die Kinder eine Stunde später, die Augen erschöpft schlossen.