Der Morgen verläuft vom Prozedere und Zeitplan im Prinzip wie alle anderen Morgen auch. Anschließend sitzen, liegen, hüpfen wir im Sonnenschein auf unserem Steg und lassen mal wieder den Tag aus der Sonne tröpfeln. Das ist schön so. Im Laufe des Mittags kommt der Wunsch auf, nochmal auf dem Kalmar Campingplatz essen zu gehen. Das lässt sich prima mit einer Tour in „unserem“ Kanadier durchführen. Also geht es in des Nachbarn Keller und holen die gute MS Trapper raus. Im Regal liegen auch noch die passenden Stechpaddel. Die passen eher. Zunächst üben wir noch ein bisschen in den heimischen Gewässern. Da wir keine Schwimmwesten haben, werden wir Clemens eine Schaumstoffplatte auf den Rücken schnallen. Und für den unwahrscheinlichen Fall des Kenterns, werden wir auch noch das StandUpPaddlingBoard (in Zukunft nur noch SUP; Kackwort!) im Schleppverband hinter uns herziehen. Der Hosenträger zum Gürtel quasi. Und so machen sich Clemens, Pauline und ich am frühen Nachmittag auf zum ca. 3,5km südlich entfernt gelegenen Campingplatz. Der Weg führt uns zunächst durch den Drags Kanal. Der liegt nicht nur direkt angrenzend an unserem Grundstück, sondern ist auch Schwedens ältester Kanal. Da schau her! Er ist ca. 180 m lang, stammt aus dem 14. Jahrhundert und verbindet unseren Teil der Ostsee mit dem südlichen Teil, dem Kalmarsund. Findige Fischer und Ubootkapitäne werden sich irgendwann zu damaliger Zeit gedacht haben, dass eine gemeinschaftliche Aktion mit Hacke, Schüppe und Schubkarre durchaus mehr Sinn macht, als andauernd um die Halbinsel um Revsudden zu segeln und rudern. So ist dann der Kanal entstanden, auf dem wir heute dann in „südlichere Gewässer“ aufbrechen. Diesen zu finden ist allerdings gar nicht so einfach. An der schmalsten Stelle misst er vielleicht anderthalb, an der breitesten vielleicht drei Meter. Sowohl auf unserer Seite und vor allem an der südlichen Seite befindet sich die Einfahrt in den Kanal gut unter Büschen und Bäumen versteckt, weshalb wir sehr häufig Zeuge davon werden, dass Kanuten erstmal die Küste hin- und herkreuzen, bevor sie den Kanal entdecken. Wir stellen uns da heute geschickter an finden sofort rein. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rücktour. Klar, Heimvorteil.
Der Teil der Fahrt, der abseits des Kanals über die offene Ostsee führt, ist immer wieder von Stellen gespickt, an denen die Wassertiefe deutlich unter 2 m ist, weshalb wir häufig den Boden erkennen können. Manchmal müssen wir sogar aufpassen nicht auf Steinen aufzusetzen. Vorteil dabei, dass der Kanadier vermutlich keine 15 cm Tiefgang hat. Die Route zum Campingplatz lässt uns dabei selten weiter als 200-300 m vom Ufer entfernen.
Auf dem Hinweg packen wir, wie oben schon beschrieben, Clemens ins unsere Mitte. Ich paddel vorne, Pauline hinten und Clemens weiß ca. 50 Minuten lang, wie es besser geht, wie man am besten motiviert, wo es zwischen Trelleborg und Kalmar die besten Langusten am Hafen gibt und warum Syd Barret Pink Floyd vorzeitig verlassen hat. Kurz wird er still, als Pauline und er kurz vor der Ankunft die Plätze tauschen und er auch mal Paddeln muss. Die Ruhe hält nicht lang, weil er schon nach wenigen Schlägen mit dem Ruder bemerkt, wie anstrengend die ganze Geschichte ist und das Maulen beginnt. Mit dem ersten Fuß auf dem Strand hält der Mund mal wieder nicht still und gibt jede einzelne Welle und Quallenbegegnung auf dem Weg wieder. Den Rückweg will er dann aber trotzdem lieber auf dem Landweg zurücklegen.
Und dann der „Schock“: Hatten wir uns doch so auf die Fish ‘n Chips gefreut, eröffnet man uns, dass am gestrigen Sonntag die Küche das letzte Mal für diese Saison geöffnet hatte. Einen Tag zu spät! Argh! Ähnlich wie bei der Sommerbäckerei geht man hier langsam in den Wintermodus über. Die schlechte Nachricht musste für Carina und mich dann erstmal mit einem frischgezapften Bier runtergespült werden. Wir entschließen uns, die restlichen Sachen von gestern zu vergrillen. Darum machen wir uns ca. 45 Minuten später wieder zurück auf den Heimweg. Da wir diesmal Rückenwind haben und den Bordclown (= weniger Ballast) im Auto lassen konnten, sind wir ca. 15 Minuten schneller wieder zu Hause. Zwischdurch hält Pauline inne und weißt auf die unglaubliche Stille hin, die um uns herum und im Boot herrscht. Am Schreinerhaus machen wir uns den mittlerweile liebgewonnenen Schafkäse und Brot im Backofen und Salat, heizen den Grill an und holen Tisch und Stühle aus dem Gewächshaus wieder auf die Wiese. Gegen acht Uhr ist dann so weit alles durch, die Kinder (zumindest K2 und K3) liegen im Bett, die Küche ist fertig und die Sachen für morgen sind schon gepackt. Dann geht es nämlich schon früh ins ca. 2 Stunden entfernte Vimmerby zu Astrid Lindgren. Naja, zumindest in ihren Freizeitpark. Also… den Park, der ihre Geschichten nacherzählt. Inklusive Villa Kunterbunt und der Mattisburg. Und Bullerbü soll es glaube ich auch geben. Wir sind freudig gespannt.
Oh! Schon 22:00 Uhr. Ich muss jetzt auch ins Bett. Morgen werde ich keine Gelegenheit haben, so wie heute, mich auf den Sitzsack auf den Steg zu legen und ne Runde zu pennen. Also denn, bis dahin!