Tag 11 – Montag, 19.08.24 – Farewell und Pommes en masse

Ich werde heute morgen von meinem Handy geweckt, als mich ein Bild von den im Sonnenaufgang segelnden Frohsons erreicht. Der Hafen in Yerseke liegt bereits hinter ihnen und die ansonsten leere Oosterschelde spiegelt die aufgehende Sonne. Da wäre ich jetzt auch gerne. Hätte ich nicht noch den Schlafanzug an und mindestens eine Tasse Kaffee (besser auch noch die Zweite) getrunken. Und geduscht. Und mir ein bisschen den Rücken gedehnt. Aber dann. Dann wäre ich auch gerne dabei!
Apropos Rückenschmerzen: Das hat sich einigermaßen wieder beruhigt und ich brauche morgens tatsächlich nichts um klarzukommen. Habe aber in diesem Zusammenhang unlängst auf X folgendes gefunden:

Da habe ich geschmunzelt, denn seit letzter Woche weiß ich, was gemeint ist.
Was aber weiter Bestand hat, ist, dass vor dem ersten Kaffee der Tag nur schwer zu akzeptieren ist. Danach bin ich dann zu allem bereit.
Wir verabreden uns mit Mönchengladbach in Veere. Vorher hat das noch keinen Zweck, denn bis wir mit Frühstück etc. fertig sind, müssten sie zu lange am Hafen warten. So können sie bequem bis Veere durchsegeln oder -schippern. Auch hier kommen wir fast wieder zeitgleich am Stadtanleger an. Das Boot wird fachgerecht vertäut und wir marschieren in den Stadtkern. Nach Austern, Fisch und Grillen der letzten Tage bleibt es heute Mittag bei einfachen Pommes, Frikandell und Kipkorn und zum Abschluss noch überdimensioniertem Softeis, was man auch bei den vorherschenden Temperaturen nur in der Dusche essen sollte um nicht alles einzusauen. Wir machen noch einen Schlenker durch die Nebenstraßen und begleiten Frohsons zu ihrem Boot. Der Abschied ist herzlich, wohlwissend, dass wir uns spätestens Ende September auf dem Geburtstag unseres dann 14-jährigen Pubertiers wiedersehen werden.

Vielen lieben Dank, liebe Frohsons!

Wir schauen ihnen und der Jikke noch ein Weilchen nach und gehen dann auch wieder zu unserem Auto. Wir haben im Vorfeld bereits Strandsachen eingepackt, um von Veere aus direkt an den Banjaardstrand zu fahren. Dort ist der Strand heute verhältnismäßig voll. Das liegt aber diesmal nicht daran, dass noch Ferien in Holland wären oder das dort eine Friseurmesse (weil wegen Montag) stattfindet, sondern, dass wir das erste Mal bei Wasserhöchststand hier sind und einfach weniger Platz vorhanden ist, weil das Meer quasi in unmittelbarer Nähe zu unserer Strandbude am Ende der Welt endet. In der letzten Woche waren deutlich mehr Leute am Strand, aber die verteilten sich halt auf mehr Quadratmeter. Höchststand ist um 16:02 Uhr. Danach geht es irgendwie rasend schnell, das Wasser zieht sich zurück und der Strand gewinnt deutlich an Fläche. Im Vergleich zum letzten Mal liegt die Nordsee schon fast regungslos vor uns. Die Wellen schwappen sehr unmotiviert ans Ufer und der Rest der Wasseroberfläche ist glatt wie der schon häufig beschriebene Babypopo. Versuchen wir einen passenden Vergleich zu finden, waren wir beim letzten Mal bei Wacken; heute ist das hier eher so ZDF Fernsehgarten. Ein Grund mehr, warum das SUP nochmal zum Einsatz kommt. Damit wir es bei den letzten Malen in unserer Strandbude am Ende der Welt nach getaner Strandarbeit verstauen konnten, haben wir die Luft so weit rausgelassen, dass wir es knicken konnten. Ansonsten passt es selbst diagonal nicht in die Bude rein. Heute also andere Richtung -> Luft rein! Clemens und Pauline finden zuvor spontan noch ein weiteres Geschwisterpaar, mit denen sie die Zeit zunächst im Sand und anschließend im Wasser verbringen. Und so sehen wir einen Moment später vier Kinder auf unserem SUP die banjaard’sche Küste rauf- und runterfahren. Weil wir aber höchstens noch am Donnerstag an den Strand kommen werden, beschließen wir am Ende des Tages, das Board schon einzupacken und mit ans Haus zurückzubringen. Zwei weitere „Wasserfahrzeuge“ stehen ja weiterhin zur Verfügung. Das neu kennengelernte Geschwisterpaar verlässt irgendwann mit den Eltern den Strand und bevor Clemens sich langweilt, sneakt er sich sich bei anderen Nachbarskindern zum Fußballspielen ein. Die findet er aber nachher doof, weil sie von ihm verlangen, dass er bis zum nächsten Mal alle Fußballvereine auswendig zu lernen hat. Außerdem kann er die Frage, ob er denn katholisch oder evangelisch sei, nicht beantworten. Ich finde, dass er die Kinder folgerichtig eingeschätzt hat und freue mich, dass er selbstbestimmt beim nächsten Male eher einen Bogen um diese hanswurstigen Quizmaster machen wird.
Bevor die Strandfriteuse schließt, holen wir uns noch was zu Essen und zu Trinken und bleiben am Strand, bis der Sand unter unseren Füßen nicht mehr wärmt und alle wärmdenden Kleidungsstücke angezogen sind.

Hallo! Wir kennen uns doch!

Erst dann verlassen wir diesen und unsere Strandbude und schauen auf dem Deich angekommen zurück. Wir sehen die Sonne, die sich langsam Richtung Horizont senkt (aber auch sicherlich noch anderhalb Stunden braucht um ihn zu erreichen). Ein sehr schönes Bild, welches eingespeichert sein möchte. Und zwar nicht auf dem Smartphone oder Kamera, sondern im Kopf, um es bei der passenden Gelegenheit wieder hervorzukramen und sich daran zu erfreuen. In jedem Kopf sollte ein ganzes Fotoalbum von diesen besonderen Momenten sein. Für diese Motive bedarf es übrigens nicht zwangsläufig einen Urlaub, sondern einfach nur schöne Momente oder eine nette Gesellschaft. Dafür, dass wir in den letzten Tagen Gelegenheit hatten, beides gleichzeitig für unseren Kopfalben abzulichten, bin ich sehr dankbar und bin mir gleichzeitig dessen bewusst, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Und das wiederum macht mich dann noch glücklicher und dankbarer.

Bilder geben oft nicht das her, was man selber dabei gefühlt hat. Wichtig ist aber, dass sie helfen, das Gefühl, was man damals hatte, wieder herbeizuzaubern. Und dann kann man sich auch die Mülltonne im linken Bildrand einfach wegdenken.

Bedanken möchte ich mich übrigens bei allen tatenlosen Harlunken hier in Kortgene, die unser Auto unberührt gelassen haben, obwohl fahrerseitig die ganze Nacht über die Schiebetür offen gestanden hat. Aber offene Türen sind -zumindest für uns hier- mittlerweile kein Grund mehr zur Sorge.
Ob Strandbude, Haustür oder Auto: Hier passiert nix.
Diesmal.

P.S. Ich habe das Bild von den winkenden Gladbachern auf ihrem Boot, der Jikke, zunächst noch in dem gestrigen Beitrag (18.08.24) aufgeführt. Das war aber chronologischer Humbug. Ich habe es korrigiert und an dem heutigen Tag platziert. Ich bitte den redaktionellen Fehler zu entschuldigen.