Das Programm hier, mit dem ich diese Zeilen verfasse, fordert mich nach dem Öffnen mit den Worten auf:“Fang an zu schreiben…“
Empfinde ich aktuell als schwierig, weil ich in der Tat nicht genau weiß, was ich denn da genau schreiben soll.
Fangen wir doch einfach der Reihe nach an.
Um halb neun schaue ich heute morgen verwundert auf die Uhr. Ich bin von selber wach geworden. Kein Emil, kein anderes Kind, keine Ehefrau, die mich meinen Schlaf abbrechen ließ. Mir ist zu warm und der Rücken tut mir vom Liegen weh. Nein, die Betten sind wirklich gemütlich, daran liegt es nun nicht. Aber auch ich muss mittlerweile schmerzhaft feststellen, dass der bissige Zahn der Zeit auch nicht vor meinem Körper Halt macht. Und so quäle ich mich aus dem Bett und finde Clemens im Wohnzimmer vor, der wohl wenige Minuten zuvor erst aufgestanden ist und gerade Youtube schaut. Mein noch wankender Gang führt mich als nächstes zur Kaffeemaschine. Am ersten Morgen nach der Ankunft hat Carina uns morgens zwei Kaffee „gedrückt“ und anschließend mir etwas zugeflüstert um die Kinder nicht zu wecken. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sie sich das Flüstern sparen könne, weil die Kaffeemaschine ja selber so laut wie eine Kehrmaschine ist. So eine, in der man drinsitzt. Die den Altermarkt nach Rosenmontag von Dosen und Kamelle reinigt. Quasi wie ein Rasenmäher im Rindenmulch. Da stelle ich die Maschine ja auch nicht aus und flüster zum Nachbarn rüber, dass wir uns doch bitte alle an die Mittagsruhe halten wollen. Auch er.
Nachdem die Familie nach und nach dann auch wach und aufgestanden ist, fahren Clemens und ich mit den Rädchen in den Ort und holen Brötchen. Die kleine Ortsbäckerei hat aber Sonntags und Montags leider geschlossen und so holen wir die Brötchen halt im Spar. Die sind zugegeben lecker und die Auswahl ist ordentlich. Überhaupt: Der Laden hat alles was man braucht, wenn auch nicht in der großen Auswahl. Der alte Spar in Leuscheid war ähnlich groß, wenn natürlich auch deutlich mehr ‚old school‘ eingerichtet. Hier ist die Schnapsabteilung sogar in ein Separee ausgegliedert. Keine Ahnung, ob man hier auch direkt eine Verköstigung durchführt (Stichwort „betreutes Trinken“).
Und wie schon gestern ist es -rubbeldidupp- schon wieder 12:00 Uhr, bevor wir Richtung Strand aufbrechen. Zu dem unterschiedlichen Verlauf der Zeit und der Dinge im Urlaub habe ich ja bereits gestern geschrieben. Das Thermometer zeigt bereits während der Fahrt Temperaturen von knapp 30°C an. Es soll dann heute wohl der heißeste Tag der jüngsten Sommerferiengeschichte werden. Aber nicht nur Zeeland wird unter der Hitze ächzen, auch die Daheimgebliebenen in Deutschland haben heute wohl damit zu kämpfen. Wohl dem, der die Möglichkeit zur Abkühlung hat. Sei es der Pool, das Meer, der See, eine Klimaanlage oder einfach nur eine kühle Dusche. Ich bin dankbar, dass mir heute mehrere Optionen zur Verfügung stehen, da ich meine Komfortzone bei spätestens 25°C verlasse. Eine weitere Möglichkeit der Abkühlung habe ich bereits gestern angekündigt. Und zwar ist das die Möglichkeit, mit dem Strandnachbarn aus Mainz ein Strandbier zu trinken. Beziehungsweise bis zum Ende des Tages vier Stück. (Um der Dokumentationspflicht nachzukommen: 3x 0,33 1x 0,5; alles Heineken)
Es ist tatsächlich so warm, dass mir der gekaufte Schatten unter dem Eisschirm und der solarthermieerwärmten Strandbude nicht mehr ausreicht und ich zum ersten Mal in diesem Urlaub mehr als meine Füße ins Meer stecke. Also den ganzen Körper. Quasi Full-Body-Contact mit der Nordsee. Kinder werfen mir Fischreste und Algen zu, weil sie denken, ich wäre ein Seelöwe. Selbst die Küstenwache kommt herbei und drängt mich immerzu ins Wasser zurück, weil sie mich mit einem gestrandeten Delphin verwechselt. Gestrandeter Delphin im Körper eines Buckelwals. Aber mit der Dynamik eines Seesterns. Zugegeben habe ich mich da in der Tat ein wenig evolutionär entwickelt. Früher habe ich mich wesentlich lieber und häufiger im Meer aufgehalten. Aber wie auch die Amphibien auf dem Weg vom Wasser weg zum baumbesetzenden Affen hin, habe ich mich auch eher vom Meer weg entwickelt. Ich erinnere mich noch gerne an den Tag am Meer am Omaha Beach in Frankreich 1992, als ich als Jüngling meinen Gefallen am Wellenreiten fand. Gut… die Wellen waren nicht hoch und ich hatte kein Board, sondern nur so ein Styroporbrett. Aber ich weiß noch, dass ich nicht aus dem Wasser zu bekommen war. Heute ist das genau andersrum: Carina braucht drei Tage und reden mit Engelszungen um mich überhaupt ins Wasser zu bekommen. Aber so sind halt die Zeiten. Sie ändern sich. Und mit ihnen auch der Mensch. Weg von der heringsflinken Amphibie hin zum biertrinkenden Affen. Aber ohne Baum. Dafür mit Klappstuhl und Sonnenschirm.
Da die hiesige Gastronomie ihre Küche schon häufig gegen 20:00 Uhr schließt und wir uns schwer damit tun schon im Vorfeld zu reservieren, bleibt uns am Ende des Tages nichts anderes übrig, als uns selber das Abendessen zuzubereiten. Es gibt mangels Motivation dann klassisch Nudeln und Tomatensoße und noch Gegrilltes aus der Pfanne.
Die Sonne hat den Tag über die Batterien ganz schön leiden lassen, weshalb sich ein frühes Ins-Bett-Gehen geradezu anbietet. Da heute ein Schwung Meteoriten der Erde die Vorfahrt nehmen wollen, überredet mich Clemens dazu, doch draußen im Garten auf dem Bett zu schlafen und Sterne zu gucken. Diese und sogar Satelliten sehen wir zunächst auch, schlafen dann aber zeitlich versetzt ein (erst ich, dann er). Wir werden dann in der Nacht noch zu unterschiedlichen Zeiten wach und können sogar einzelne Meteoriten durch die dünne Wolkendecke erkennen. Der Moment unter dem freien Himmelszelt ist schön und wird viel zu selten gemacht. Der Morgen danach lässt mich aber auch gleichzeitig wissen, warum ich genau das so selten mache. Aber dazu dann mehr im nächsten Beitrag.