Tag 5 – Dienstag, 13.08.24 – Schenken mir die Perseiden doch Ibuprofen!

Ich liege auf meiner linken Seite.
Geht nicht.
Drehe mich auf die rechte Seite.
Geht auch nicht.
Ich drehe mich auf den Rücken und unterdrücke einen Schrei.
Geht gar nicht.
War meine größte Sorge am gestrigen Abend, von Mücken zerstochen zu werden, merke ich heute morgen, dass eine falsche Schlafensunterlage deutlich schmerzhafter sein kann als eine biblische Mückenplage… Oder waren es damals Heuschrecken? Egal, irgendwas mit Insekten. Ich fühle mich heute morgen nicht, als ob ich einen Meteoritenschauer der Perseiden gesehen hätte, sondern als wäre ich in einen solchen geraten. Im Gegensatz zu gestern ist die Nacht heute schon gegen halb sechs rum. Und so schön der Blick in den Nachthimmel sein kann, es macht keinen Spaß, wenn der Rücken dermaßen dabei schmerzt. Erst nach der Einnahme von Ibuprofen lässt die Pein nach und ermöglicht ein normales Tagesgeschehen. So schreibe ich die ersten dieser Zeilen kurz nach dem Morgengrauen auf der Terrasse bei einer heißen Tasse Kaffee und der Unterstützung von Emil. Der kann nämlich auch nicht mehr schlafen. Nach den letzten guten Nächten vermuten wir, dass er seinen Bruder vermisste, mit dem er die Nächte zuvor das Hochbett geteilt hat. Alles im Bereich des Möglichen. Vielleicht bringt die nächste Nacht ein wenig Licht ins Dunkel und lässt uns Emil ein bisschen mehr verstehen.
Clemens liegt derweil noch unter dem freien Himmel und schläft weiterhin tief und fest.
Nach dem Frühstück machen wir uns heute das erste Mal per Fahrrad auf den Weg Richtung Strand. Das Wetter ist jetzt nicht gerade so dolle, aber bei Temperaturen von um die 23°C natürlich ideal um mit dem Fiets zu fahren.

Laut komoot 18km durch Wiesen und Felder, auf denen die Frietjes wachsen

Die Strecke führt durch Wiesen und Felder der doch ansonsten sehr agrarindustriell geprägten zeeländischen Umgebung, vorbei direkt am Veerse Meer, mit seinen Segelbooten und Yachten und durch kleinere und größere Siedlungen, so wie dem Vakantiepark De Shotsman mit seiner angegliederten gleichnamigen Brasserie. Wir genießen einen kurzen Zwischenstop bei Radler, Kaffee und Eistee, während sich Clemens auf dem nahegelegenen Spielplatz austobt. Fahrradfahren alleine macht wohl nicht ausreichend müde. Vorher mussten wir einen kleinen Zwischenstop in Kamperland machen um einen kurzen Regenschauer vorbeiziehen zu lassen.
Am Strand verbringen wir vielleicht eine Stunde. Eigentlich schade, denn mit den oben bereits genannten 23°C befinde ich mich mitten in meiner Komfortzone. Und auf dem Strand tummeln sich vielleicht nur 20 Prozent der Leute, die sich hier die letzten Tage versammelt haben. Leider naht gerade Regen, der uns schon einmal auf der Hintour ereilte. Auch hier am Strand nieselt es immer wieder ein wenig. Da das Mittagessen noch offen und das Frühstück bereits längst vergessen und verdaut ist, wollen wir heute mittag mal so richtige niederländische Friteusenküche genießen. Und was bietet sich da ehesten an? Richtig, der kleine Imbiss hinterm Deich mit der großen Karte. Fritiertes bis 20:00 Uhr, Softeis bis 21:00 Uhr. Check.

Bestellt werden zwei Cheeseburger, ein Chickenburger, eine große Portion Pommes (Frietjes) mit einem Konglomerat der niederländischen Saucen- und Zutatenküche, so wie einer Schüssel mit Chicken Stripes (Hähnchenfleisch, dessen Verortung am Hühnerleib wir nicht weiter hinterfragen). 36€ für ne Frittenbude sicherlich kein Schnapper, aber im Hinblick auf die letzten Tage und den nicht umgesetzten Restaurantbesuchen einfach mal ein „Gönn Dir!“ wert. Die zuvor am Strand hinterlassenen Fahrräder holen wir anschließend, satteln die Hühner und machen uns auf den Weg heim Richtung Kortgene. Rücktour geht im Uhrzeigersinn weiter über die Inselgemeinde Noord-Beveland. Hauptsächlich über freies Feld und entlang schöner Alleen. Wir sehen die Tour auch als Test für eine zukünftige Umrundung des Veerse Meers. Die 14+18=32 km haben meinem Akku ca. 20-25% Energie entzogen, was mit Emil im Anhänger/Reha-Buggy vollkommen in Ordnung ist. Komoot hat mir übrigens, nachdem ich die Route geplant habe, noch eine alternative Route vorschlagen wollen mit weniger Steigung.
Weniger Steigung.
In Holland.
Da muss ich einmal kräftig in mein Smartphone lachen.
Die einzigen bemerkbaren (ungleich „bemerkenswerten“) Steigungen sind die, die man auf einen oder von einem der vielen Deiche hoch- oder runterradelt. Vor einer Abfahrt wird sogar mit dem Hinweis „Steil!“ gewarnt. Ich will mal so sagen: Die Hofeinfahrt neben unserem Haus in der Schillerstraße hat sicherlich die doppelte Steigung. Es bestand also zu keiner Zeit eine Gefahr. Aber auch leider keine Möglichkeit mal Schwung zu holen und rollen zu lassen. Also alles weiter auf Stufe eco und trampeln, trampeln, trampeln. Zu Hause angekommen zerfällt die Familie erstmal in ihre Einzelteile und jeder geht einer selbstgewählten Beschäftigung nach. Clemens isst Vla und daddelt auf der Switch, Carina sitzt auf der Gartencouch und liest in ihrem Buch, das Pubertier pubertiert mit ihrem Smartphone in ihrer Prinzessinen-Suite, Emil schaut sich wahlweise die Klinker oder die Bäume an und ich schreibe an diesen Zeilen hier. Irgendwann stößt der Nachbarsjunge Luke dazu und die Racker verziehen sich auf die Wiese zum Kicken. Und nachdem sich das Pubertier ein Müsli einverleibt hat, liefert es sich mit Carina ein heiteres Federballspiel auf der von Clemens und Luke vereinnahmten Wiese.
Da die kalorienbewusste Sterne-Küche von heute mittag noch allen im Magen liegt, fällt einstimmig der Beschluss, dass es heute abend -wenn überhaupt- nur Aufbackbrötchen mit Wurstresten gibt. Morgen geht es nach Goes [´chu:hs] um die bereits ausgedünnten Lebensmittelvorräte wieder aufzufüllen. Vielleicht investieren wir dort noch in eine Kühltasche und -akkus und eine Handyhalterung für‘s Fahrrad.
Die Kühltasche könnte alsbald schon an Relevanz gewinnen, da ich unserem Strandnachbarn Christian mehrere Bier schulde. Als wir heute nämlich an unsere Strandbude kamen, befand sich im Inneren eine Botschaft von ihm an uns. Bei unserer gestrigen Abreise haben wir wohl vergessen (oder es nicht richtig durchgeführt) die Tür abzuschließen und er hat den Strandbudenbesitzer gebeten, dies zu erledigen. Ich sage ja immer: Es geht ja nichts über gute Nachbarschaft. Das gilt für zu Hause, wo Helene die Blumen gießt und Thomas die Tonnen rausstellt (als Urlaubsvertretung für Jürgen) als auch im Urlaub, wo man gegenseitig ein Auge auf die Strandbude wirft.

Strandbude mit geöffneter, jedoch gut bewachter Türe; gut zu erkennen: der schattenspendende Schirm in UV-filterndem Rot; Bild von vorgestern (Sonne!)

Der Abend zerfasert in einer Mischung aus leichter körperlicher Betätigung, verbraten der gestrigen Restnudeln mit Ei und Pesto seitens Pauline und mehrerer Runden Skip-Bo bevor gegen viertel vor zehn alle Mann ins Bett fallen und -wie im elterlichen Falle- der fehlende Schlaf der letzten Nacht nachgeholt wird.
In diesem Sinne: Gute Nacht und bis morgen!

Tag 4 – Montag, 12.08.24 – Strandtag 3/3

Das Programm hier, mit dem ich diese Zeilen verfasse, fordert mich nach dem Öffnen mit den Worten auf:“Fang an zu schreiben…“
Empfinde ich aktuell als schwierig, weil ich in der Tat nicht genau weiß, was ich denn da genau schreiben soll.
Fangen wir doch einfach der Reihe nach an.
Um halb neun schaue ich heute morgen verwundert auf die Uhr. Ich bin von selber wach geworden. Kein Emil, kein anderes Kind, keine Ehefrau, die mich meinen Schlaf abbrechen ließ. Mir ist zu warm und der Rücken tut mir vom Liegen weh. Nein, die Betten sind wirklich gemütlich, daran liegt es nun nicht. Aber auch ich muss mittlerweile schmerzhaft feststellen, dass der bissige Zahn der Zeit auch nicht vor meinem Körper Halt macht. Und so quäle ich mich aus dem Bett und finde Clemens im Wohnzimmer vor, der wohl wenige Minuten zuvor erst aufgestanden ist und gerade Youtube schaut. Mein noch wankender Gang führt mich als nächstes zur Kaffeemaschine. Am ersten Morgen nach der Ankunft hat Carina uns morgens zwei Kaffee „gedrückt“ und anschließend mir etwas zugeflüstert um die Kinder nicht zu wecken. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sie sich das Flüstern sparen könne, weil die Kaffeemaschine ja selber so laut wie eine Kehrmaschine ist. So eine, in der man drinsitzt. Die den Altermarkt nach Rosenmontag von Dosen und Kamelle reinigt. Quasi wie ein Rasenmäher im Rindenmulch. Da stelle ich die Maschine ja auch nicht aus und flüster zum Nachbarn rüber, dass wir uns doch bitte alle an die Mittagsruhe halten wollen. Auch er.
Nachdem die Familie nach und nach dann auch wach und aufgestanden ist, fahren Clemens und ich mit den Rädchen in den Ort und holen Brötchen. Die kleine Ortsbäckerei hat aber Sonntags und Montags leider geschlossen und so holen wir die Brötchen halt im Spar. Die sind zugegeben lecker und die Auswahl ist ordentlich. Überhaupt: Der Laden hat alles was man braucht, wenn auch nicht in der großen Auswahl. Der alte Spar in Leuscheid war ähnlich groß, wenn natürlich auch deutlich mehr ‚old school‘ eingerichtet. Hier ist die Schnapsabteilung sogar in ein Separee ausgegliedert. Keine Ahnung, ob man hier auch direkt eine Verköstigung durchführt (Stichwort „betreutes Trinken“).
Und wie schon gestern ist es -rubbeldidupp- schon wieder 12:00 Uhr, bevor wir Richtung Strand aufbrechen. Zu dem unterschiedlichen Verlauf der Zeit und der Dinge im Urlaub habe ich ja bereits gestern geschrieben. Das Thermometer zeigt bereits während der Fahrt Temperaturen von knapp 30°C an. Es soll dann heute wohl der heißeste Tag der jüngsten Sommerferiengeschichte werden. Aber nicht nur Zeeland wird unter der Hitze ächzen, auch die Daheimgebliebenen in Deutschland haben heute wohl damit zu kämpfen. Wohl dem, der die Möglichkeit zur Abkühlung hat. Sei es der Pool, das Meer, der See, eine Klimaanlage oder einfach nur eine kühle Dusche. Ich bin dankbar, dass mir heute mehrere Optionen zur Verfügung stehen, da ich meine Komfortzone bei spätestens 25°C verlasse. Eine weitere Möglichkeit der Abkühlung habe ich bereits gestern angekündigt. Und zwar ist das die Möglichkeit, mit dem Strandnachbarn aus Mainz ein Strandbier zu trinken. Beziehungsweise bis zum Ende des Tages vier Stück. (Um der Dokumentationspflicht nachzukommen: 3x 0,33 1x 0,5; alles Heineken)
Es ist tatsächlich so warm, dass mir der gekaufte Schatten unter dem Eisschirm und der solarthermieerwärmten Strandbude nicht mehr ausreicht und ich zum ersten Mal in diesem Urlaub mehr als meine Füße ins Meer stecke. Also den ganzen Körper. Quasi Full-Body-Contact mit der Nordsee. Kinder werfen mir Fischreste und Algen zu, weil sie denken, ich wäre ein Seelöwe. Selbst die Küstenwache kommt herbei und drängt mich immerzu ins Wasser zurück, weil sie mich mit einem gestrandeten Delphin verwechselt. Gestrandeter Delphin im Körper eines Buckelwals. Aber mit der Dynamik eines Seesterns. Zugegeben habe ich mich da in der Tat ein wenig evolutionär entwickelt. Früher habe ich mich wesentlich lieber und häufiger im Meer aufgehalten. Aber wie auch die Amphibien auf dem Weg vom Wasser weg zum baumbesetzenden Affen hin, habe ich mich auch eher vom Meer weg entwickelt. Ich erinnere mich noch gerne an den Tag am Meer am Omaha Beach in Frankreich 1992, als ich als Jüngling meinen Gefallen am Wellenreiten fand. Gut… die Wellen waren nicht hoch und ich hatte kein Board, sondern nur so ein Styroporbrett. Aber ich weiß noch, dass ich nicht aus dem Wasser zu bekommen war. Heute ist das genau andersrum: Carina braucht drei Tage und reden mit Engelszungen um mich überhaupt ins Wasser zu bekommen. Aber so sind halt die Zeiten. Sie ändern sich. Und mit ihnen auch der Mensch. Weg von der heringsflinken Amphibie hin zum biertrinkenden Affen. Aber ohne Baum. Dafür mit Klappstuhl und Sonnenschirm.
Da die hiesige Gastronomie ihre Küche schon häufig gegen 20:00 Uhr schließt und wir uns schwer damit tun schon im Vorfeld zu reservieren, bleibt uns am Ende des Tages nichts anderes übrig, als uns selber das Abendessen zuzubereiten. Es gibt mangels Motivation dann klassisch Nudeln und Tomatensoße und noch Gegrilltes aus der Pfanne.
Die Sonne hat den Tag über die Batterien ganz schön leiden lassen, weshalb sich ein frühes Ins-Bett-Gehen geradezu anbietet. Da heute ein Schwung Meteoriten der Erde die Vorfahrt nehmen wollen, überredet mich Clemens dazu, doch draußen im Garten auf dem Bett zu schlafen und Sterne zu gucken. Diese und sogar Satelliten sehen wir zunächst auch, schlafen dann aber zeitlich versetzt ein (erst ich, dann er). Wir werden dann in der Nacht noch zu unterschiedlichen Zeiten wach und können sogar einzelne Meteoriten durch die dünne Wolkendecke erkennen. Der Moment unter dem freien Himmelszelt ist schön und wird viel zu selten gemacht. Der Morgen danach lässt mich aber auch gleichzeitig wissen, warum ich genau das so selten mache. Aber dazu dann mehr im nächsten Beitrag.

Tag 3 – Sonntag, 11.08.24 – Strandtag 2/3

Ich bin mal gespannt, ob der Urlaub in Holland ähnlich Material und Eindrücke liefert wie zuvor der Urlaub in Schweden. Denn laut Agenda wird sich der heutige Tag nicht wirklich von dem gestrigen unterscheiden. Frühstück, Strand, Abendessen.
Und so tröpfelt auch der heutige Tag wieder aus der Sonne. Nachdem ich heute im örtlichen Spar neben den Brötchen noch Kleinigkeiten eingekauft habe, erwartet mich nach der Ankunft bereits das fertige, von Pauline zubereitete, Rührei zum Frühstück. Kurz gefrühstückt, Küche aufgeräumt, Sachen gepackt und -Zack!- sind es auch schon wieder 12:00 Uhr. Die Zeit zwischen 08:00 Uhr und 12:00 Uhr vergeht komischerweise im Urlaub gefühlt acht mal so schnell, als die Zeit außerhalb der Ferienzeit. Wer kennt es nicht? Da stempelt man pünktlich um 07:15 Uhr am Montagmorgen an, rackert die ganze Zeit, wähnt sich schon in der Mittagspause und stellt dann mit erschrecken fest, dass es erst halb neun ist und noch nicht einmal die Frühstückspause begonnen hat. Im Urlaub? Genau andersrum. Und letztlich verhält es sich auch komischerweise mit den entsprechenden Gesamtdauern: Vom Urlaubsanfang bis Urlaubsende sind es (wie in meinem Falle) drei Wochen. Vom Urlaubsende bis zum Urlaubsanfang allerdings neunundvierzig. Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Warum ist da noch niemand gegen vorgegangen?
Lassen wir das…
Ich habe heute an der Frittenbude hinter‘m Deich einen Sonnenschirm gekauft. So einen schönen roten mit Eiswerbung drauf. Damit ich lichtscheues Reh im Körper eines Faultiers auch mal vor der Strandbude sitzen kann. Die 10 Euro schienen mir wohl investiert. Leider muss ich beim Auspacken und Aufbauen feststellen, dass die innere Konstruktion wohl von einem Nilpferd montiert wurde. Alles kaputt und zerbrochen! Also nochmal alles einpacken und bei der Gelegenheit den leeren Rehabuggy und Pauline mit zurück zur Frittierstation genommen. Der Schirm ist unkompliziert umgetauscht und der Wagen mit dem SUP beladen. Deich entlang, Deich rauf, Deich runter und wie ein Esel den Wagen wieder durch den Sand gezogen. Neben mir zieht ein Mann ähnlichen Alters einen ebenfalls ordentlich beladenen Fahrradanhänger durch den Sand. Wir schauen uns achselzuckend an und er antwortet nur „Yeah, that‘s what dads are made for…“ Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Ich muss zugeben, dass der Schirm die Qualität des Stranderlebnisses deutlich erhöht. So genießt man den Schatten auch vor der Strandbude, jedoch mit frischem Wind, während in der schlecht isolierten Strandhütte (Energieklasse F – – -) gerne Temperaturen von an die 40°C herrschen.
Nebenan sitzt übrigens eine sympathische Familie aus Mainz mit Tante und 10-jährigen Drillingen, die wir bereits gestern kennengelernt haben. Nach dem zweiten Tag in mehr oder weniger ausführlicher Abstinenz verabreden wir uns morgen auf ein gemeinsames Bier am Strand. So mag man das.
Der Strandtag neigt sich dann auch irgendwann mal dem Ende zu und die Frage nach dem Abendessen kommt auf. Die zuvor am Morgen geschmierten Brötchen sind aufgefuttert und die Thermoskannen leergetrunken. Es werden die Möglichkeiten gecheckt und wir entscheiden uns letztlich für selbstgemachte Pizza zu Hause. Den fertigen Bausatz habe ich am Morgen noch im Spar gekauft, Hat sich also schon gelohnt. Pizza gebacken, Pizza gegessen, Kinder ins Bett gebracht, Bier und Gin-Tonic vorbereitet und ausgetrunken und Beschluss gefasst ins Bett zu gehen.

Tag 2 – Samstag, 10.08.24 – Wo geht‘s denn hier zum Strand?

Erster Urlaubstag! Alle Geislers haben heute lang geschlafen. Sogar Eumel! Lang heißt also irgendwas bis halb acht, acht. Aber das ist auch in Ordnung. Ich fahre mit dem Fahrrad ins Dorf zur örtlichen Bäckerei und decke uns mit Brötchen und Croissants ein und drehe eine erste Runde durch den Ort.
Nachdem das Frühstück beendet ist und die Bude auf Vordermann gebracht ist, drehen wir eine Runde um den Yachthafen und schauen schonmal, ob und wo wir mal zum Essen einkehren können. Kortgene ist jetzt nicht Middelburg, aber auch hier gibt es Möglichkeiten. Wir schauen mal…

Damit das klar ist.


Den Nachmittag verbringen wir das erste Mal am Banjaardstrand. Kurze Aufregung zum Anfang: Carina hat im Vorfeld eine Strandbude („Begehbarer Strandkorb“) gemietet mit dem Hinweis/Kommentar, dass das Mietobjekt doch bitte einfach mit Rollstuhl erreichbar sein sollte. Die vorhandenen Strandbuden sind vom Strandaufgang her mittels Holzsteg zu erreichen, so dass man auch mit Kinder-, Bollerwagen oder Rollstuhl einigermaßen komfortabel hinkommt. In unserem Fall war aber zwischen Ende des Holzstegs und Bude noch eine Lücke von ca. 250 Metern. Der Steg ist wohl bei der letzten Sturmflut im Winter abhanden gekommen. Ich merke, wie die Halsschlagadern meiner Frau nach vorne kommen und bin bemüht, meinen kleinen Hulk im Zaum zu halten. Der Strandbudenbesitzer zeigt sich wenig verständnisvoll und es ist letztlich einer höheren Gewalt zu verdanken, dass die Situation nicht in einer Gewaltszene endet. Wir beschließen, der Bude am Ende der Welt eine Chance zu geben, nehmen den weniger umständlichen Weg über das Wattenmeer in Kauf und richten uns dort erstmal ein. Wenn wir am Ende des Tages beschließen sollten, dass uns die Bude nicht gefällt, können wir immer noch auf eine Mietpreisminderung oder -erlass pochen und uns einen anderen Strand suchen.
Am Ende des Tages beschließen wir aber genau das nicht. Zum einen gibt es in der unmittelbaren Umgebung einen Strandkiosk mit kalten Getränken und heißen Pommes, weniger Betrieb als im westlicheren Teil des Abschnitts und auf der anderen Seite ebenfalls einen Strandzugang, der nach einem bisschen mehr Fußmarsch verlangt, aber absolut machbar ist. Ende gut, alles gut. Mein Teilzeit-Hulk kommt auch klar.
Als wir gegen 18:00 Uhr den Strand verlassen ist es dort schon deutlich leerer geworden. Klar, dass es alle Leute bei dem Wetter an den Strand zieht. Wir nehmen noch einen Umweg über Colijnsplaat um das dortige Sommerfest zu besuchen, aber entweder ist es zu dem Zeitpunkt schon beendet oder wir haben es nicht gefunden. Den Plan, dort etwas zu essen wandeln wir in ein Gut-dann-grillen-wir-halt-was-zuhause. Da die Grillkohle nur noch für Hähnchenspieße reicht, wird der Rest in der Pfanne gebraten. Dazu gibt es Kartoffeln aus dem dem Backofen. Ich muss ehrlich zugeben, dass man bezüglich Grillgut schon ein wenig von zu Hause verwöhnt ist. Und so freue ich mich im Ernst auf Kartoffeln und Tomate-Mozzarella. Auch, wenn am Ende des Tages alles aufgegessen wurde.
Kinder sind irgendwann im Bett, Eltern auf der Terrasse bei Gin-Tonic und Bier und landen dann doch schon kurze Zeit später im Bett, weil Urlaub einfach unglaublich anstrengend ist.
Bzw. unglaublich anstrengend und schön.
Bzw. unglaublich schön.
Gute Nacht!

Holland 2024 – Tag 1 – Freitag 09.08.24 – Die Affen sind los

Der Beginn einer jeden Reise ist vor allem von der Frage geprägt, ob man denn nun auch alles notwendige und optionale bedacht und eingepackt hat. Man versichert sich dessen, startet die Reise und dreht am Ortseingang um, um noch mal alles einzupacken, was daheim liegengelassen wurde. Und erneut verlässt man den Hof mit den Worten „Was jetzt nicht dabei ist, ist nicht wichtig oder wird vor Ort gekauft.“ Alte Urlaubsregel.
Wir starten unsere Reise heute Richtung Niederlande nach Kortgene am Veerse Meer. Das erste Mal, dass wir alleine fahren und einen Anhänger anspannen müssen um den gefühlten kompletten Hausstand verfrachten zu können. Wobei „müssen“ auch nur daher, um vier (E-)Fahrräder nicht auf einen Gepäckträger zu packen (den wir eh nicht haben) und der dann den Kofferraum blockiert, welchen wir unter anderem für Emils Reha-Buggy benötigen. Und wenn die Entscheidung schon zugunsten Anhänger gefallen ist, dann wird auch anders gepackt. In den Kofferraum kommen dann auch nur noch Koffer. Und Helme. Und Gin.
In den Anhänger dann alles klobige wie Therapiestuhl, Rollstuhl, Klappstühle, StandUpPaddle, Sitzkissen, Lagerungsinsel und -weil es vor Ort nützlich sein könnte- noch zwei Schubkarren voll Brennholz. Sicher ist sicher. Generell unterscheidet sich die Packliste nicht grundlegend von der aus dem letzten Jahr, da Clemens‘ Fahrrad aber mittlerweile nicht mehr im Fahrgastraum verstauen lässt, fiel die Entscheidung halt auf den Anhänger, den uns freundlicherweise die Familie Oberbert zur Verfügung gestellt hat. Netter Nebeneffekt: Durch die Geschwindigkeitsobergrenze von 100 km/h sowohl in Deutschland als auch den Niederlanden drücken wir den Durchschnittsverbrauch des Bullies nochmal um 0,7 l/100km auf nun 9,3 l/100km. Oder umgerechnet 1,3 Frikandell/Woche.
Wir verlassen uns heute mal auf die Routenplanung via Google Maps die uns über die Oberbergische A4 und die A3 Richtung Duisburg führt und uns via Venlo bis Nähe Tillburg leitet. Dort haben wir uns im Vorfeld schon Eintrittskarten im Safaripark Beekse Bergen gesichert. Es handelt sich dabei um einen weitläufigen Zoo, durch den man zur Hälfte mit dem Auto vorbei an Elefanten, Löwen, Giraffen und mannigfaltige afrikanische Kuhausführungen fährt. Mittendrin parkt man und läuft durch pseudo-afrikanische Fress- und Souvenirbuden zu den restlichen Tiergehegen. Leider setzt hier zwischendurch ein fieser Nieselregen ein, weshalb wir froh sind, als wir, wenn auch leicht durchnässt, wieder im Auto sitzen und unsere Safaritour fortstzen können. Die letzten anderthalb Autostunden werden zunehmend sonniger und nach einer kleiner Stauumfahrung Nähe Goes erreichen wir Kortgene gegen viertel vor fünf am Nachmittag. Wir haben ein kleines Häuschen mitten im Ort gebucht, welches nur über eine Wiese erreichbar ist. Bedeutet, dass wir unseren kompletten Hausstand mittels Schubkarre (vor Ort vorhanden) verfrachten müssen. Nach dem Aus- und Einräumen der Koffer machen sich Pauline und Carina auf um im oben erwähnten Goes Lebensmittel für die ersten Tage einzukaufen, während Clemens sich bereits mit Luke, dem Nachbarsjungen, angefreundet hat und sie ihrer beiden Leidenschaft, dem Fußballspiel, nachgehen. Die entsprechenden Tore können wir zur Verfügung stellen. Nein, die haben wir nicht mitgebracht, die gehören mit zum Ferienhaus!
Aufgrund der Einfachheit gibt es an diesem Abend Nudeln mit Pesto und einer Art Cordon bleu aus Frikadelle. Und während die Kinder nach und nach im Bett landen, versuchen wir -und hier schließt sich der Kreis zum oben erwähnten Gin- uns mit der im Kühlschrank integrierten Eiswürfelmaschine einen Gin Tonic zu bauen. Das klappt nicht nur hervorragend, sondern führt letztlich dazu, dass auch die Eltern noch weit vor elf Uhr am Abend den Anreisetag für beendet erklären und ebenfalls in ihr weiches Bett fallen. Gute Nacht!