Tag 2 – 06.07.2025 – Weiterfahren und ankommen

Was für eine erholsame Nacht! Wir haben alle gut und lange (weil früh im Bett) geschlafen. Grund wird ganz einfach die bisherige Reise und die Seeluft sein. Beweis dafür sind Pauline und Clemens, die gestern Abend zwar laut gickelnd in ihren Betten lagen, den Zustand aber keine 10 Minuten aufrecht halten konnten. Dann herrschte Ruhe, die bis heute morgen anhielt.
Nachdem wir das Gemeinschaftsbad, welches dann wohl doch nur für uns schien, genutzt haben, saßen wir pünktlich mit ca. 10 weiteren Gästen ab acht Uhr am gemeinsamen Frühstückstisch. Das Buffet war überschaubar, aber sehr lecker. Hungern musste keiner. Die typisch schwedischen Zimtschnecken fehlten ebenso wenig, wie Frühstücksei, Wurst, Marmelade, Kaffee (s.o.) Brötchen, Knäckebrot und das ebenfalls bekannte Kaka. Lustiger Name, leckeres bisschensüßes Brot.
Weil es im angrenzenden Park eine Skatebahn und Pumptrack gibt und wir Clemens die Gelegenheit geben wollen, sich noch ein wenig auszupowern, montieren wir kurzerhand sein Fahrrad vom Auto und machen noch einen kleinen Abstecher in den zuvor beschriebenen Park.
Mit einsetzendem Regen und frischgepacktem Auto starten wir gegen 10:00 Uhr zur letzten Etappe Richtung Göteborg. Die Fahrt führt bei mäßigem Verkehr entlang der Westküste Schwedens, welche nicht selten in Sichtweite liegt. Ca. zwei Stunden später verlassen wir die E6 in Höhe Kungsbacka. Auch wenn wir nur noch zwei Straßen vor uns haben, dauert die Fahrt trotzdem noch fast eine halbe Stunde. Die erste Straße schlängelt sich knapp 17km durch Feld, Wald und Wiese, bevor das Navi uns bittet links abzubiegen. Von dort aus geht es knapp zwei Kilometer über eine Schotterpiste bis zu der Häuseransammlung, deren Namen ich mir immer noch nicht gemerkt, jedoch fotografiert habe… ich recherchiere: Dyrenäs. So, und da wären wir auch schon. Hinter uns liegen anderthalb Tage gemütliche Anreise und abgerissene 1080km. Für die Menge an Kilometern hat es an keiner Stelle auch nur ein bisschen gehakelt, alles lief perfekt. Die sich an Bord befindliche Kinderschar war zu keinem Zeitpunkt motzig und selbst Emil hat nicht einmal gemeckert. Und gestern morgen -ich vergaß es zu erwähnen- haben alle Kinder im Gegensatz zur Fahrt vor zwei Jahren nochmal gute 2-3 Stunden weitergepennt.
Mir zwängt sich der Verdacht auf, dass nach einer so perfekten Anreise der Rest des Urlaubs nur noch kacke werden kann. Aber vielleicht wird es auch genau andersrum: Der restliche Urlaub geht so weiter, wie er mit der Fahrt begonnen hat: Perfekt.
Bei der Ankunft begegnet uns noch kurz der Besitzer Lars, der den Vorrat an Grillkohle aufgefüllt hat. Ein paar kurze und nette Worte später sind wir dann schon wieder allein und inspizieren erst einmal Haus und Grundstück. Das Haus liegt an einer Böschung des Südufers mit direktem Zugang über eine Steintreppe zum See. Das gegenüberliegende Ufer ist ca. 1,8 km weit entfernt (laut Google Maps). „Unser“ Grundstück ist Richtung Ufer mit Sträuchern bewachsen und besitzt neben dem Seezugang noch eine schöne separate Terrasse mit Seeblick und eine Feuerstelle. Genaueres werde ich im Laufe der nächsten Tage dazu noch liefern.
Vor lauter Aufregung hat Emil nun 10 Minuten alleine im Auto gesessen, während die Familie die Grundstücksgrenzen abgesteckt hat. Wir beginnen damit das Auto auszuräumen und entgegen meiner Vermutung dauert das doch länger, als erwartet. Man schleppt aber auch ein Zeug mit sich! Wobei: Wir haben schon wohl überlegt gepackt. Da fällt mir ad hoc nichts ein und auf, was wir hätten getrost zu Hause hätten lassen können. Ob sich das am Ende des Urlaubs auch so bestätigt, vermögen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Das wird sich noch herausstellen. Nachdem alles in Schränken, Garderoben, Nischen und Keller eingeräumt ist, machen wir noch eine kurze Inventur in der Küche und gleichen nochmal die bereits gestern während der Fahrt erstellte Einkaufliste ab. Denn, obwohl heute Sonntag ist, müssen wir noch einkaufen, damit wir heute und morgen früh bereits was zu essen und trinken haben. Die schwedischen Supermärkte ermöglichen es einem zum Glück. Und das sogar bis 23.00 Uhr. Sehr anreisefreundlich!
Wir entscheiden und für Willy‘s (Supermarkt!) und nachdem wir uns dort fast eine Stunde aufgehalten haben, ist nicht nur der Einkaufswagen voll, sondern ein zweiter auch noch. Kurz droht, dass ein oder mehrere Familienmitglieder auf dem Supermarktparkplatz zurückgelassen werden müssen, weil wir nicht alles unterbekommen. Bekommen wir aber letztlich doch und so geht es gut bepackt wieder zurück nach… hier… dings… Dyrenäs. Richtig.
Dort wird dann alles in Kühl- und Gefrierschrank gepackt und das Abendessen wird vorbereitet. Das Schöne an heranwachsenden Kindern ist ja neben dem Umstand, dass sie „einem so viel geben“, auch, dass sie einem bei solchen Verrichtungen wie „Abendessen vorbereiten“ schon tatkräftig zur Hand gehen können. Zwiebeln schälen und literweise Tränen vergießen gehört dann der Vergangenheit an, weil das dann mal schön die Nachkommen erledigen können. Bevor jetzt die Altvorderen Schnappatmung bekommen: Das mit den Zwiebeln war nur ein Scherz. Aber Tomaten schneiden und Tisch decken geht schon ohne die geistige Gesundheit der kleinen Süßen zu gefährden.
Draußen heizt sich derweil der Grill auf und der Tag geht so langsam auf die Zielgerade. Wir haben mit Anreise und Besorgungen das Setting für einen erholsamen Urlaub geschaffen. Und das für morgen Regen gemeldet ist, stört uns nicht. Wir können auch einfach mal einen ganzen Tag auf Couch, Bett und im Wintergarten verbringen. Schönes Wetter kommt noch. Bis dahin machen wir es uns einfach gemütlich. Geht auch.

Tag 1 – Samstag, der 05.07.2025 – Der Weg hat ein Ziel

Wenn man nach zwei Tagen intensivstem Packen im Auto sitzt, den Motor startet und die Heimat verlässt, dann ist die übliche und wiederholte Frage, die, ob man denn nun auch wirklich alles eingepackt habe. Und entgegen dem letztjährigen Start, als wir am Ortsausgang nochmal wenden mussten, fällt uns diesmal nichts ein, was fehlen könnte. Es gibt die wichtigen Dinge und die optionalen Sachen, die mit auf Reise müssen. Wichtig sind eigentlich nur Emils Medikamente, alle notwendigen Papiere und die Möglichkeit, Dinge bezahlen zu können. Alles andere ist optional, kann nachgekauft oder drauf verzichtet werden. Hat man dies verinnerlicht, kann man deutlich entspannter losreisen.

Das heutige Ziel ist Lomma, nördlich von Malmö. Hier haben wir ein Hotel gebucht, von dem wir am morgigen Sonntag zum finalen Ziel am Lygnern-See aufbrechen werden. Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir erstmals auf, dass ich zwar weiß, wie der See heißt, an dem wir unser Ferienhäuschen gebucht haben, jedoch nicht, wie die Ortschaft heißt. Das kann aber auch daran liegen, dass es sich auch gar nicht um einen Ort, sondern um eine klitzekleine Hausansammlung handelt, die am achso-berühmten Arsch der Welt liegt. Ich reise zwar völlig unvoreingenommen an, erwarte aber satellitenbildbedingt die völlige Ruhe und Abgeschiedenheit.

Den Plan um 02:30 Uhr in der Nacht loszufahren verpassen wir um lediglich 13 Minuten. Die Ankunftszeit am Fährhafen auf Fehmarn wird zunächst mit 09:06 Uhr errechnet. Die Abfahrt der gebuchten Fähre ist 09:15 Uhr, was eine knappe Punktlandung bedeuten würde. Da aber die vorhandenen Baustellen und lüdenscheid‘schen Umwege bereits von Google mit eingeplant sind, nicht jedoch eine quasi vollständig freie Bahn, erreichen wir unser erstes Etappenziel auf der Insel Fehmarn schon um kurz nach halb neun und damit deutlich früher als geplant. Na, das klappt doch schon gut! 🙂
Die überschaubare Fährzeit bis nach Rödby von knapp einer dreiviertel Stunde verbringen wir mit einem nur halbwegs überzeugenden Frühstück (das vor zwei Jahren als Buffet deutlich umfangreicher und besser war), einem obligatorischem Ostseebild auf dem Außendeck, das alles eingerahmt von einem etwas umständlichen Auf- und Auseinanderbauen des Reha-Buggys für Emil. Durch die Kontrolle der dänischen Zollbeamten kommen wir mal wieder ohne anhalten zu müssen.
Die Fahrt über die dänischen Inseln und vorbei an Kopenhagen klappt ebenfalls völlig problemlos. Selbst der vormittägliche Verkehr um die Hauptstadt ist absolut überschaubar. Vielleicht kommt das einem deutschen Autofahrer auch einfach nur so vor. Hier ist ja eh alles auf maximal 130 Stundenkilometer auf der Autobahn beschränkt, was zwangsläufig zu einem entspannteren Fahren führt.
Die Überfahrt über den Öresund ist das erste richtige Highlight auf dieser Fahrt. Dabei befindet man sich irgendwas um die 70 Meter über dem Wasser. Selbst so richtig fette Kähne passen da noch unten drunter durch. Und -schwopa!- befinden wir uns auch schon in Schweden. Halleluja!
Einmal gegen den Uhrzeigersinn um Malmö, dem Tor zu Schweden, und schon kommen wir in Lomma gegen 12:30 Uhr an unserem Hotel an.
Nochmal: Glatter hätte es nicht laufen können. Kein Stau, verhältnismäßig wenig Baustellen, nix, was uns hätte bremsen, geschweige denn aufhalten können. Ein-wand-frei!

Lediglich die Fähre nach Rödby konnte unser Tempo nicht mithalten


Allerdings sind wir jetzt so früh an unserem Etappenziel angekommen, dass wir unsere Zimmer noch nicht beziehen können. Das freundliche Personal erklärt uns aber, dass wir bereits um 14:00 Uhr statt der geplanten 16:00 Uhr wiederkommen können. Das Auto kann stehen bleiben und so machen wir uns auf den Weg ins Stadt- oder Dorfinnere.
Da das Frühstück größtenteils verdaut ist und Essen ja grundsätzlich geht, gucken wir, was der Ort so zu bieten hat. Dabei kommt es zu einer Aufsplittung der Familie in zwei Gruppen. Carina und Clemens entscheiden sich für Sushi, während Pauline und ich uns zunächst für Fish ‘n Chips interessieren, letztlich aber auf Pizza ausweichen, weil die entsprechende Bude noch geschlossen ist. Die Familie trifft sich anschließend zum gemeinsamen Schmausen am Hafen, muss aber schon kurze Zeit später unter einen Baum flüchten, weil uns der einsetzende Nieselregen den Spaß verderben möchte.

Auch unter einer Trauerweide kann man lustige Momente erleben


Wohlgestärkt geht es im Anschluss wieder zum Hotel zurück. Die Zimmer, die über eine Verbindungstür mit einander verbunden sind, liegen leider im ersten Stock und sind nur über Treppe zu erreichen. Das macht es mit Emil natürlich ein wenig komplizierter. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Aufenthalt nur eine Nacht dauert, lässt uns dies darüber hinwegsehen.
Das Hotel ist übrigens in der Kategorie „Bed&Breakfast“ angesiedelt, was den Service entsprechend einfach gestaltet. Rein kommt man über Türcode und es gibt Gemeinschaftsbadezimmer. Die Austattung ist geschmack- und liebevoll arrangiert, es gibt eine gute Kaffeemaschine für den 24/7-Einsatz. Also bewegt sich alles irgendwo zwischen Hotel, Jugendherberge und Ferienwohnung. In Anbetracht des Preises im Vergleich zu einem Hotel aber ein Kompromiss den man für eine Nacht eingehen kann.
Nachdem wir in unsere Zimmer bezogen haben, kommen wir erst einmal kurz zur Ruhe. Nacheinander fallen uns mehr oder weniger kurz mal die Augen zu. Erst gegen halb fünf entscheiden wir uns dazu, nochmal ins Städtchen zu gehen. Der Hafen ist von unserem Hotel ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt. Am Hafen befinden sich einige Lokalitäten, die zu dem Zeitpunkt leider noch geschlossen sind. Der Strand bietet außer Nieselregen und einer Containerband nichts besonderes.

So ziehen wir anschließend mit Umweg über die öffentlichen WC-Anlagen Lommas weiter zu einer Burgerbude, die uns mit zweifelhaftem Ambiente, aber sehr leckeren Burgern, Pommes und lokalem Bier den Übergang zum Abend hin ermöglicht. Im Hotel angekommen geht es dann auch so langsam auf die Zielgerade des heutigen Tages. Das frühe Aufstehen und die Fahrt hinterlassen ihre Spuren. Und während ich diese Zeilen schreibe, bereitet sich die Familie bereits auf die Nacht vor. Am Ende des Textes angekommen, befinden sich bereits 80% der Geislers im tiefen Schlaf und auch ich bin mittlerweile müde und habe die entsprechende Bettschwere.
Morgen geht es weiter Richtung Norden. Und dann werde ich an dieser Stelle auch noch Bilder nachfügen. Und wenn ich das getan habe , werde ich die letzten zwei Sätze dieses Beitrages löschen. Und den hier.