Ich bin mir unsicher, ob ich den folgenden Begriff möglicherweise falsch verwende. Wenn dem so ist, möge man mir das bitte nachsehen und einen alternativen Begriff per Mail oder WhatsApp an nimmbesserdenhier@stockhuhn.de übermitteln.
Ich bin heute mehr oder weniger durch Zufall in einen Kaninchenbau gefallen. Und zwar, als wir am Ortsausgang von Kortgene die alte Windmühle sahen, deren Windrad sich bespannt im Wind drehte. Eigentlich waren wir auf dem Weg zum Strand um unter anderem Clemens‘ und Paulines neues Surfboard/Holzbrett auszuprobieren und uns mit Bier bei unserem Nachbarn Christian für das Verschließen unserer Strandbude zu bedanken.
Aber Carina, die in dem Moment auch noch am Steuer saß, beschließt kurzentschlossen, an der genannten Mühle anzuhalten. Vielleicht kann man hier Souvenirs kaufen. Kein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellt. Der Teil des Erdgeschosses ist unter anderem ein kleiner, überschaubarer Laden, gespickt mit etlichen Infos und Zeitungsartikeln zur Mühle. Man kann Mehl in unterschiedlichen Varianten und als Bausatz für Pannenkoeken, so wie diversen Mühlen-Nippes und Postkarten erstehen. Personal scheint erstmal nicht vor Ort zu sein. Allerdings führt eine steile Treppe ins nächste Geschoss. Damit ist zum einen klar, wohin die Reise geht und das Emil erstmal im Laden bleibt und aufpasst, dass nichts geklaut wird. Während wir in unseren Flip-Flops ins nächste Geschoss kraxeln, erscheint plötzlich über uns ein junger Kerl, der uns doch eher schüchtern bittet hochzukommen. Wie sich herausstellt, ist das Maarten, der gerade mal 18 Jahre alt und der offiziell zertifizierte Müller der Kornblume (De Korenbloem) ist. Es ergibt sich sehr schnell ein Gespräch auf Englisch, bei dem ich quasi-simultan für Clemens übersetze. Maarten ist sehr engagiert und man merkt sofort, dass er für die Mühle und das Müllerhandwerk brennt. Ich verzichte an dieser Stelle auf eine detaillierte Erklärung der Mühle. Das kann man sehr gut unter folgenden empfehlenswerten Links nachlesen und -schauen.
Offizielle Website
Wikipedia-Artikel Windmühle De Korenbloem (Kortgene)
Kleiner Videozusammenschnitt auf Youtube
Maarten nimmt uns mit durch die Mühle und erklärt uns alles, bzw. muss mir alles erklären. Da kommt man aber auch vom Hölzchen aufs Stöckchen. Die restaurierte Mühle erstreckt sich über fünf Stockwerke, von denen eigentlich nur die untersten drei zu besichtigen sind. Stückweit nachvollziehbar, da die historisch belegte Restaurierung einer Mühle die Berücksichtigung der Maschinenrichtlinie und der damit verbundenen Einhaltung von Sicherheitseinrichtungen nicht ermöglicht und dies auch nicht sollte. Und so drehen sich vor allem in den oberen beiden Stockwerken frei zugänglich die mächtige Königswelle mit entsprechenden Kammrädern und die gusseiserne Flügelwelle. Weil wir aber fachkundige Begleitung haben und der Andrang in der Mühle quasi nicht vorhanden ist, nimmt uns Maarten mit bis unters Dach, der sogenannten Kappe. Ich bin vor allem davon fasziniert, dass die mächtige Mechanik so ruhig läuft, obwohl doch letztlich die meisten Bauteile aus Holz sind und sicherlich nicht gänzlich spielfrei sind. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass sich die Mühle zur Zeit unseres Besuchs im Leerlauf befindet, also kein Mehl gemahlen wird. Dafür weht der Wind im Moment nicht stark genug.
Und so wird aus einem kurzen Stopp am Ende dann doch fast eine dreiviertel Stunde, die nur dadurch unter- bzw. abgebrochen wird, weil Emil -wenn auch mittlerweile mit elterlicher Aufsicht- immer noch im Erdgeschoss der Mühle steht und sich langweilt.
Und ich befinde mich mal mindestens für den Rest des Tages im oben genannten Kaninchenbau und befasse mich ausgiebig mit dem Thema „Windmühle“ und „Mühle im Allgemeinen“ und komme so vom bereits beschrieben Hölzchen auf‘s Stöckchen. Und an der Stelle ist es nicht nur die „alte“ Windmühle, die mich von ihren mechanischen und prozesstechnischen Seite her fasziniert, sondern auch Maarten, der mit seinen 18 Jahren (zumindest für den Moment) seine Bestimmung gefunden hat und für das, was er tut, komplett brennt. Aber lichterloh! Eine Leidenschaft, die sich wohl schon mit der Restaurierung der Mühle im Jahr 2011 entfacht hat. Da war er nämlich fünf und hat seit dem nicht nachgelassen. Bewundernswert!
Am Strand angekommen treffen wir wieder auf unsere Mainzer Nachbarn, die heute ihren letzten Strandtag haben, weil es morgen wieder nach Hause geht. Mit Christian, der auch vorgesorgt hat, trinke ich das ein oder andere Grolsch und Heineken im Wechsel. Einfach nur aus Dankbarkeit, dass er unsere Strandbude abschließen ließ. Und weil sich das Wetter dann doch noch besser entwickelt, als zunächst angenommen, bleiben wir nicht ein, zwei Stunden am Strand, sondern packen unsere Sachen erst weit nach 19:00 Uhr am Abend. Der Wind bläst den ganzen Nachmittag stramm, jedoch nicht unangenehm, was zu einem ordentlichen Wellengang führt und ideal zum Bodysurfen ist. Ich erwähnte doch vor wenigen Tagen den Urlaub an dem normannischen Strand Nähe Cherbourg (Omaha Beach). Gefühlt bin ich heute wieder dreizehn Jahr alt und tobe mit den Kindern in und auf den Wellen wie ein lebendiges Meerestier. So Landschildkröte auf Koks, oder ähnlich.
Das Wasser entlastet dabei die müden Knochen und so fühle ich mich wieder jung und schön. Lediglich die Füße und der Bauch werden arg in Mitleidenschaft gezogen, weil beim Bodysurfen der Bremsvorgang am Ufer in erster Linie durch Reibung zwischen Strand und Körper (-> Bauch) vollzogen wird. Das wilde Treiben im Wasser und der damit verbundene Spaß findet am Abend nochmal darin Bestätigung, dass ich zu Hause beim Duschen noch etliche Muschelreste in der Arschritze finde.
Und weil es mittlerweile doch recht spät geworden ist und wir zum einen keinen Bock auf selber kochen haben (es wäre auf Nudeln mit Soße hinausgelaufen) und auch nicht unbedingt Bock auf Pizza aus dem Ort haben, fahren wir auf Verdacht noch zu einem Fischhändler in unmittelbarer Nähe zum Banjaardstrand, den mir mein Chef und Kollege Andi aus seinen vorherigen Urlauben empfohlen hat. Und so sitzen wir um viertel vor acht und kurz vor Küchenschließung noch auf der Terrasse des Viswinkels bei Muscheln und Kibbeling. Clemens hat dermaßen Geschmack an Muscheln und „Algen“ gefunden, dass wir ihm beim nächsten Mal sicherlich auch ein Kilo für ihn alleine bestellen können bzw. sogar müssen, während er sich heute noch damit begnügt, die georderte Portion mit Carina zu teilen. Pauline und ich begnügen uns derweil mit Kibbeling und Frietjes. Satt und zufrieden kommen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit in unserem Domizil an. Die vielen Eindrücke bekomme ich allerdings nur noch marginal in Zeilen verpackt und verschiebe den Rest auf morgen früh.
Morgen kommen übrigens Cousons aus Mönchengladbach nach Middelburg, mit denen wir das Wochenende zu Land und zu Wasser verbringen werden. Die Vorfreude ist riesig. 🙂
Tag 7 wird für beendet erklärt und wir fallen alle hundemüde und zufrieden und recht spät (zumindest für die Kinder) in die Kojen.