Klimaanlage im Schlafzimmer ist ja was feines, vorausgesetzt, man lässt sie in der Nacht ausgeschaltet. Sonst hat man sich schnell einen eingefangen, dass es nur so schallert. Und auf eine fette Erkältung oder einen steifen Nacken hat nun mal im Urlaub niemand Bock. Außerhalb des Urlaubs natürlich auch nicht. Aber gerade im Urlaub sucht man ja schließlich nach Erholung und will den Bedarf an der solchen nicht noch vergrößern. Jetzt verhält es sich so, dass auch wir so eine Klimaanlage haben und diese vor dem Zu-Bette-Gehen einschalten und sobald wir liegen auch wieder aus den oben genannten Gründen ausschalten. Der kühle Effekt hält auch während der Einschlafphase an, verpufft aber in den darauffolgenden Nachtstunden wieder. Und weil unsere Decken relativ dick (aber kuschelig) für den Sommer sind, beginnt das allnächtliche Transpirieren spätestens nach Mitternacht. Wir könnten jetzt einfach die Terrassentür auflassen bzw. mit einem Riegel „auf Kipp“ lassen und frische, kühle Luft hereinbitten. Da hat die beste Ehefrau von allen aber Angst, dass Harlunken in der Nacht sich Zugang verschaffen und den besten Ehemann von allen entführen und so blieb die Türe bis dato des Nachts fest verschlossen. Bis auf die heutige Nacht, da konnte ich mich erstmalig durchsetzen. Und lassen wir doch ehrlich sein: Klaut man mich im Dunkeln, bringt man mich doch im Hellen vermutlich wieder zurück. Vor allem mit einem aktuell so geschundenen Bauch (vom Surfen). Und so kommt es, dass ich heute morgen vom Regengeräusch, welches nicht überraschend, weil angekündigt, aber recht laut durch den Türschlitz kommt, wach werde. Und das ist sehr schön. Es fehlt lediglich jemand, der einem in dem Moment einen Kaffee serviert und sagt: „Junge, bleib liegen und werde erstmal richtig wach!“ Dem ist aber leider nicht so, also muss ich das Heft selber in die Hand nehmen, zumal ich auf dem Babyphone erkennen kann, dass Emil wach ist. Also hole ich ihn aus seinem Bett und koche mir einen Kaffee und schreibe noch den gestrigen Tag zusammen. Nach und nach wird auch die restliche Familie wach und wir entscheiden, zu frühstücken, jedoch den Ausflug nach Middelburg und den Cousons wetterbedingt nach hinten auf den späten Nachmittag zu verschieben. Da Cousons eh erst am Abend anreisen werden, sollte das also passen. So verbringen wir den Tag mit bilderbuchreifem Rumlümmeln, lesen schreiben, Skip-Bo spielen, Waschmaschine anstellen (weiß; 40°C), Trockner beladen und anschließend Sachen wegfalten. Weil uns gegen 15:00 Uhr dann doch nochmal ein kleines Hüngerchen packt, beschließen wir die Pfannekuchen-Mischung, welche uns unser Vermieter als Willkommensgeschenk hinterlassen hat, zu verarbeiten. Leider stellen wir fest, dass uns unter anderem noch Milch fehlt, weshalb ich mich nochmal kurz auf‘s Fahrrad schwinge um in den 1,1 km entfernten (ich habe mal auf den Tacho geguckt) Spar zu fahren. Auf der Tour bringe ich noch das ein oder andere nützliche mit, was gerade noch so in den Einkaufs- bzw. Fahrradkorb passt. Zuhause angekommen legt Carina auch unmittelbar los und kredenzt uns ein herrliches Potpourri aus diversen Pfannekuchenvarianten. Natur, mit Apfel, Schinken-Käse… sehr lecker. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass das verwendete Mehl aus der ortsansässigen Mühle stammt.
Gegen 17:00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg Richtung Middelburg. Und weil uns das Navi eh sehr strandnah lotst, halten wir noch am Banjaardstrand an, um unsere Kühltasche und einen Pulli von Pauline zu holen. Die haben wir gestern nämlich genau dort vergessen. Was wir ebenfalls vergessen haben und uns dort am Strand erst einfällt, ist, dass wir zuvor vergessen haben, unsere Haustür abzuschließen. Wobei abschließen wäre ja noch in unserer Gutgläubigkeit in Ordnung gewesen. Das größere Problem ist aber, dass beide Türen noch sperrangelweit aufstehen. Da das zeitliche Polster noch ausreichend vorhanden und die Dringlichkeit geboten ist, fahren wir einfach wieder zurück und siehe da: Die Türen stehen, wie vermutet und befürchtet, offen.
Wir treffen um 18:00 Uhr fast zeitgleich mit Cousons in Middelburg ein. Treffpunkt ist der Supermarkt Albert Heijn, weil sich unsere Freunde noch für das Wochenende eindecken wollen. Ich glaube, dass wir als lautstarke 10-köpfige Truppe schon ganz schön für Aufsehen sorgen. Zumal wir Teile der Mönchengladbacher Entourage erst im Laden bei den Getränkeregalen treffen. Und wenn man sich dort erstmal herzlich begrüßt, dann blockieren die zehn Leute inkl. Reha-Buggy und Einkaufswagen den Laden. Das ist klar, aber Spaß muss sein.
Anschließend fahren wir in die Stadtmitte von Middelburg wo deren Segelboot schon ganz aufgeregt auf uns wartet. Wir laden alles aus dem Auto ins Boot, trinken noch eine Willkommensdose Schweizbier und machen uns gegen 19:30 Uhr auf ins Eetcafe De Kemel welches sich quasi schräg gegenüber der Anlegestelle befindet und wo wir für zehn Personen einen Tisch reserviert haben.
Dachten wir.
Leider hat es wohl ein Missverständniss gegeben, weshalb statt zehn, nur vier Sitzplätze vorhanden sind. Nach kurzem hin und her und einer Suche nach einer Lösung vor Ort beschließen wir, unser Glück irgendwo anders in der Stadt zu finden und ziehen wir mit unserer Karawane los und von dannen Richtung Marktplatz. Es ist wie immer. Nicht das Programm macht die gute Zeit aus, sondern die Gesellschaft, in der man sich befindet. So hätte man uns auch in einen Bus setzen und vor die Stadt fahren können, der guten Zeit hätte es keinen Abbruch getan. Das praktizieren wir nun schon im zwanzigsten Jahr. Seit 2004, als Manuel und ich uns im Treppenhaus der FH Aachen zum Semesterstart trafen. Eine ganz schön lange Reise bis hier her… Mit Betonung auf schön.
Und obwohl auf dem Marktplatz ganz ordentlicher Trubel herrscht, weil dort, wie der Name es vermuten lässt, ein Markt stattfindet und alle Lokalitäten gut besucht sind, finden wir dennoch im Marktcafé Middelburg Platz für unsere ganze Bagage. Getränke und vor allem Essen zu bestellen sind zu diesem Zeitpunkt noch möglich, was ja in den letzten Tagen nicht immer geklappt hat. Es gibt Burger und Pizza für die Kids Fisch und Muscheln für die Erwachsenen. Und Clemens. Der hat sich in diesem Urlaub tatsächlich auf Muscheln eingeschossen. Vermutlich durch die Kombination Geschmack und die Muschel als Besteck zu nutzen. Und so sitzt er brav zwischen Carina und Manuel und wird von rechts und links bedient. So kann man es sich als Siebenjähriger gut gehen lassen.
Die Nacht ist nun langsam auch durchs Stadttor hereingekrochen und hat die Stadt in ihre eigenen Farben getaucht. Middelburg hat passend dazu ihr schönstes Abendkleid angezogen. Alles ist herrlich beleuchtet und selbst die dunkleren Gassen laden dazu ein, einen Umweg durch sie zu machen. Wer noch nicht hier war, sollte dies schleunigst nachholen und die Stadt bei Tag und bei Nacht genießen. Auf unserem privaten Stimmungs- und Wohlfühlranking geben wir der Stadt heute Abend mal wohlgönnende 10/10 Punkten.
Cousons liefern wir am Boot ab und posieren noch für Fotos eines Anwohners, der sich wohl belästigt fühlt und seiner Dokumentationspflicht nachkommen möchte. Die Heimfahrt über Veere, Vrouwenpolder und an Kamperland geht schnell vorbei. Seltsamerweise schläft keines der Kinder ein. Obwohl die Uhr mittlerweile nach 23:00 Uhr zeigt. Zuhause geht es dann flott ohne Murren und Knurren ins Bett. Carina, die noch eine halbe Seite in ihrem Buch liest und ich bleiben noch auf dem Sofa sitzen und ich beginne den heutigen Tag zusammenzufassen. Am Ende zeigt die Uhr dann viertel vor eins. Ich hole Carina aus ihrem Paralleluniversum und wir gehen ins Bett, wo uns Jan Weiler mit „Antonio im Wunderland“ via Audible in den Schlaf schaukelt.
Schaumerma, was morgen wird.
Was wird.